#DIDAKTIK Artikulationen, Algorithmen, Infrastrukturen und Social Media in der kritischen Kunstvermittlung in digitalen Zeiten

Wenn die pandemische Situation etwas gezeigt hat, dann das die postdigitale Kultur neue Tools in der Lehre erfordert. Welches Potential hat Digitalität für Didaktik? Was sehen wir online? Welche Zeige- und Ausschlussmechanismen bietet das Internet? Welche Macht kommt Algorithmen zu? Welchen Einfluss haben Soziale Medien? Diesen und weiteren Fragen geht die Vortragsreihe nach, die vom Fachbereich Kunst und Bildung am Institut für das künstlerische Lehramt der Akademie der bildenden Künste Wien und dem Studiengang Art Education an der Hochschule der Künste Bern organisiert wurde.

Die Talks können auch erneut angesehen werden. Für das benötigte Passwort kontaktieren Sie Italo Fiorentino: italo.fiorentino@hkb.bfh.ch

Joanna Nowotny & Julian Reidy

Memes - Formen und Folgen eines Internetphänomens

Jan G. Grünwald

Der Zweifel als Potential für Lehrpersonen im Zeitalter der Postdigitalität

Der Vortrag handelt von den Folgen der Post-Digitalität für uns als Vermittler*innen und Pädagog*innen, die sich neuen Herausforderungen und Möglichkeiten gegenüber sehen, während systemisch meist noch an bestehendem festgehalten wird. Auf welche Unwägbarkeiten stoßen wir und welche Potentiale liegen in ihnen?

Elisabeth Calderón Lüning

Digitale Souveränität: Fragen städtischer Digitalpolitik

Digitale Souveränität gilt spätestens seit der Deutschen EU-Rats Präsidentschaft 2020 als europäisches Leitmotiv. Was bedeutet dieses Konzept und wie verhält es sich zu Nationalnarrativen, Territorialansprüche, Dominanz und Fragen des Städtischen? Dieser Vortrag beleuchtet unterschiedliche Perspektive des Konzepts der digitalen Souveränität. Kann digitale Souveränität als Idee brauchbar gemacht werden, um demokratische Digitalisierung voranzutreiben? Wie wird gemeinwohlorientierte Digitalisierung vorstellbar und machbar? Welche Rolle können Städte spielen, um Digitalisierung anders zu denken – wo Menchen nicht nur Kund:innen und Konsument:innen sind, sondern Anwohner*innen mit digitalen und demokratischen Rechten. 

Nicolas Cilins

Talk to me! Justin Bartley, Karen Cooper, Regina Houedanou on their remote working conditions

Der Künstler Nicoloas Cilins hat für sein Projekt Talk to me! (2021) On-Demand-Arbeiter*innen Justin Bartley, Karen Cooper, Regina Houedanou und Radithya Febriani von digitalen Arbeitsplattformen wie Upwork, Fiverr und People per hour angestellt, um während der gesamten Ausstellungsdauer in Echtzeit mit Besucher*innen zu sprechen. In der Wissenschaft werden die Arbeiter*innen als ghost workers of platform capitalism bezeichnet, da sie anonym bleiben und unsichtbare Inhalte und Dienstleistungen für Technologieunternehmen und die KI-Entwicklung bereitstellen. Nicolas Cilins, Justin Bartley, Karen Cooper, Regina Houedanou und Radithya Febriani werden über die Arbeit und digitale Arbeitsformen sprechen.Der Vortrag ist auf englisch.

nicolas-cilins.com

Ariana Dongus

From clouds to grounds: Making visible AI's material

Wessen Leben, Körper und Daten sind von den neuen digitalen Machtstrukturen betroffen, die ältere Formen der Ausbeutung, Enteignung und Aneignung weiterführen und noch verschärfen? Ariana Dongus erörtert wie Datenkolonialismus, also datengesteuerte und algorithmische Formen von Aneignung, Enteignung und Ausbeutung, vornehmlich Bevölkerungsgruppen betreffen, die in westlichen Diskursen über Plattformkapitalismus und Überwachungskapitalismus normalerweise vernachlässigt werden, obwohl sie eine zentrale Rolle spielen.

Dabei will sie KI entmystifizieren, indem sie aufzeigt, dass Technologie nicht neutral und objektiv ist: Historisch gewachsene soziale Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen und Ungleichheiten sind tief in das Gewebe heutiger High-Tech Anwendungen verwoben und tragen dazu bei, koloniale Machtstrukturen zu reproduzieren. Mehr noch, der Vortrag zeigt, wie verschiedene Formen von Unterdrückung und Ungleichheit notwendige Voraussetzungen für das Gedeihen von Hightech sind. Je mehr KI als Paradigma im digitalen Kapitalismus auftaucht, desto höher ist die Nachfrage nach billigen Arbeitskräften, deren Subjekte hinter Bildschirmen und Smartphones rund um den Globus zu finden sind. Indem Ariana Dongus zeigt, wie viel menschliche Arbeit immer noch benötigt wird, um KI-Anwendungen "autonom" und "intelligent" erscheinen zu lassen, trägt der Vortrag zu einer materialistischen Kritik der heutigen digitalen Ökonomien bei und argumentiert gegen den Mythos der KI als "Automatisierungsmaschine": Anstatt Arbeit abzuschaffen, verlagert sie die Arbeitsprozesse vielmehr zur einer über den Globus verteilten Arbeiter:innenschaft; verlagert sie zu den Köpfen und Händen eines neuen globalen Prekariats.

Ariana Dongus ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe. Im Jahr 2021 wurde sie vom Bundesministerium für Bildung und der Gesellschaft für Informatik als "KI-Newcomerin" ausgezeichnet. An der HfG koordiniert sie die von Prof. Pasquinelli gegründete Forschungsgruppe KIM (Künstliche Intelligenz und Medienphilosophie) und hat bis 2021 ein von der VolkswagenStiftung gefördertes Forschungsprojekt im Programm "KI und die Gesellschaft der Zukunft". Indem sie die Überschneidung von Biometrie, kolonialen Vergangenheiten, neuen Formen der Arbeit und maschineller "Intelligenz" erforscht, trägt sie zu einer Kritik von digitalen Ökonomien bei. Sie hat national und international Workshops und Vorträge gehalten, und ihre Texte sind in Zeitschriften, Zeitungen und akademischen Journalen erschienen.

Die Vortragssprache wird englisch sein.

arianadongus.com

Franziska Thurner

What do I need? Ein Versuch, sich digitaler Souveränität anzunähern.

Nach „digitale Tools Kunst Schule“ gesucht
Nach „Software Alternativen Photoshop“ gesucht
Nach „Unterschied Freeware und Open Source“ gesucht
Nach „Vorteile freie Software“ gesucht
Nach „Hacker*innen Ethik“ gesucht
Nach „Richtlinien Open Educational Resources“ gesucht
Nach „Urheber*innenrecht“ gesucht
Nach „sind Memes illegal“ gesucht
Nach „Generation Remix Buch online lesen“ gesucht
Nach „Creative Commons Lizenzen“ gesucht
Nach „digitales Spiegelbild“ gesucht
Nach „Datenspuren“ gesucht
Nach „Standortverlauf verwalten Maps“ gesucht
Nach „Privacy by default“ gesucht
Nach „Dark Pattern“ gesucht
Nach „Überwachungskapitalismus“ gesucht
Nach „Data Detox“ gesucht
Nach „Ethics by Design“ gesucht


Franziska Thurner ist Medienkünstlerin und
Universitätslektorin an der Akademie der bildenden
Künste Wien sowie an der Kunstuniversität Linz.

Website

Torsten Meyer

Post Internet Art Education

Michelle Teran

ody-ody-ody-ody-ody-ody-ody (mwah)

Michelle Teran, Dozentin, Künstlerin, Forscherin, lehrt an der Willem de Kooning Akademie in Rotterdam Social Practices. 

Ihr Vortrag beschäftigt sich mit dem online-Unterricht der letzten anderthalb Jahre und seinen Ergebnissen. Sie wird künstlerische Arbeiten präsentieren, die mit den Lehransätzen in Verbindung stehen, eine Einführung in soziale Praktiken geben und darüber sprechen, was "verkörpertes Wissen" ist.

Ruha Benjamin

New Jim Code

Ruha Benjamin, Professor of African American Studies at Princeton University, Founding Director of the Ida B. Wells Just Data Lab, and author of the award-winning book Race After Technology: Abolitionist Tools for the New Jim Code among many other publications.

Ruha Benjamin explores a range of discriminatory designs that encode inequity -- what she terms the “New Jim Code.” This presentation takes us into the world of biased bots, altruistic algorithms, and their many entanglements, and provides conceptual tools to decode tech promises with historical and sociological insight. 

Kinga German

Partizipatorische Ansätze in der Vermittlung zeitgenössischer Kunstprojekte

Gila Kolb

Sind wir jemals digital gewesen?

Simon Strick

Memetische Gegenöffentlichkeiten

Digitale Faschismen und rechte Gefühlskollektive

Cornelia Sollfrank

Cornelia Sollfrank

re-connecting technofeminist concepts and practices

Cornelia Sollfrank lässt den Geist des Cyberfeminismus der 1990er Jahre noch einmal aufleben und zieht Verbindungen zu zeitgenössischen Formen des Technofeminismus. Wer hat die Macht zu definieren? Wie organisieren wir uns nach dem Netz? Reden wir über die Zukunft.

Vincenzo Estremo

Vincenzo Estremo

How Not To Let Video Kill Radio Star

Starting from the analysis of the pervasiveness of video, my lecture intends to underline how a large part of distance learning follows some typical biases of contemporary media systems. At the state of things, distance learning risks to follow a bad path, embracing a communicative poverty which, once the novelty effect had worn off, as the media literature shows, let to emergence series of problems: distractive power of the technologies, cognitive overload, digital inequality, forgetfulness, all elements already well described by media scholars but not yet sufficiently known to the public opinion. In the conjunction's light between media function and educational needs, it is fair to ask some questions about education and its relationship with digital disruption to better understand how digital could run as a tool for contemporary school.

Video – Digital – Audio – Overload – Distance Learning

Vincenzo Estremo is PHD in Audiovisual Studies at University of Udine and Kunstuniversität Linz. He has published several essays and scientific interventions in specialized journals, has co-edited Extended Temporalities. Transient Visions in Museum and Art (2016) and Albert Serra, cinema arte e performance (2018); and written Teoria del lavoro reputazionale. Saggio sul capitalismo artistico (2020). He directs the online magazine in English Droste Effect and regularly collaborates with Flash Art. He is a lecturer in Curating of Moving Images at NABA, Milan.

Shusha Niederberger

Shusha Niederberger

Desktop-Performance. Zur ästhetischen Praxis der digitalen Kunstvermittlung.

Die Netzkunst der 90er Jahre hat das Internet als Ort der Kunst etabliert. Die Science and Technology Studies formulieren seit den 1960er Jahren den Technologiebegriff neu. Was bedeuten diese Denkrichtungen für eine digitale Kunst- oder Kulturvermittlung? Erläuterungen aus einer osmotischen Praxis.

Shusha Niederberger *1974, arbeitet an der Schnittstelle von Technologie, Kunst und Kultur. Sie hat in Zürich und Wien bildende und digitale Kunst studiert und war danach an Kunstuniversitäten in Wien und Zürich als Assistentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Sie leitet seit 2014 die Kulturvermittlung am HeK (Haus der elektronischen Künste Basel) und unterrichtet seit 2015 als Dozentin an der F+F Schule für Kunst und Medien in Zürich zeitgenössische Netzkultur. Sie hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin im SNF-Forschungsprojekt „creating commons“ (2017-2019) am IFCAR (Institute of Contemporary Art Research) an der ZHDK geforscht. Sie ist Mitglied der Schweizerischen Fachgesellschaft für Kunstpädagogik und der Schweizerischen Gesellschaft für Mechatronische Kunst, und hat 2017 das „electronnes“ Festival for Art, Technology and Women* organisiert. Sie spricht regelmäßig über die kulturellen Dimensionen des Digitalen.
www.shusha.ch
@shu_sha_

Konstanze Schütze

Konstanze Schütze

Disrupted Images? Aktualisierungen für eine Kunstvermittlung am Bild

Das Internet, die Digitalisierung und die enorme Steigerung der Rechenleistungen verändern seit mehreren Jahrzehnten kulturelle Praxen online wie offline und haben so weitreichende wie durchgreifende Auswirkungen auf die Anforderungen des Alltags. Gerade die Bilder scheinen nun die Geschäfte der Gegenwart zu führen: Ihr Auftreten bestimmt, begleitet und bedingt kulturelle, wie politische Prozesse gleichermaßen. Als Selfie, Erinnerungsstück, Beweisfoto, Fototapete und Bildschirmhintergrund agiert das Einzelbild in vielfältigen Beziehungen zu anderen Bildern. Zwischen Echtzeitsimulation, Meme-Engineering, Mona Lisa und Cat-Content erkundet dieser Vortrag die Möglichkeiten einer kunstpädagogischen Praxis an den hochverdichteten Bildkomplexen der Gegenwartskunst um den kleinteiligen und vielfältigen Veränderungen einer postdigitalen  Gegenwart im größeren Maßstab zu begegnen.

Konstanze Schütze, Dr. phil., ist Juniorprofessorin für Kunst Medien Bildung an der Universität zu Köln. Promotion zu “Bildlichkeit nach dem Internet” (2018). Sie arbeitet und forscht in der Kunstvermittlung und Kunstpädagogik an Fragen der bildwissenschaftlichen Medientheorie, zu transdisziplinären Forschungssettings und kollaborativen Forschungsprojekten. Aktuelle Projekte und Publikationen (u.a.): Workbook Arts Education (myow.org), Doing Research (2021) After Humans (2022), Cultural Reader Pizza is God (2018)

Sophie Lingg & Helena Schmidt

Sophie Lingg & Helena Schmidt

COMING BACK FROM IBIZA. Der Instagram-Account Ibiza Austrian Memes als Case-Study für intersektionalen Meme-Aktivismus und Vermittlung

Sophie Lingg und Helena Schmidt beschreiben in ihrem gemeinsamen Vortrag Memes als Vermittlungstools, Meme-Accounts als aktivistische, intersektionale, künstlerische Vermittlungsprojekte, Memes als Form der politischen Bildung und letztlich deren Bedeutung für die Schule. Dabei basieren sie ihre Überlegungen auf dem österreichischen Memeaccount @ibiza_austrian_memes von Anahita Neghabat, mit der sie vor knapp über einem Jahr ein Interview geführt haben.

Sophie Lingg
lebt und arbeitet in Wien. Als freie Kuratorin initiiert sie kollaborative Ausstellungsprojekte, entwickelt und setzt Vermittlungsformate um und wirkt in kollaborativen künstlerischen Projekten und Ausstellungen mit. Sie studierte Kunstvermittlung am Institut für das künstlerische Lehramt der Akademie der bildenden Künste Wien, wo sie derzeit Dissertation schreibt und lehrt.

Helena Schmidt
ist Kunstwissenschaftlerin und Kunstvermittlerin in Theorie und Praxis. Sie lehrt an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, wo sie zum Bildbegriff sogenannter „poor images“ (nach Hito Steyerl) promoviert. 2015-2019 war sie Assistentin im MA Art Education/BA Vermittlung in Kunst und Design an der Hochschule der Künste in Bern. Studium der Kunstvermittlung, Kunstgeschichte und Visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste Bern, Universität Bern, Universität Wien und FH JOANNEUM Graz.

Fotocredits: VIENNA DESIGN WEEK Kollektiv Fischka Patrizia Gapp