2017

2017
Anna Jaun und Yvonne Siegenthaler
Akt III ist ein transdisziplinäres Projekt, in welchem sich die beiden Disziplinen Modedesign und
Malerei vereinen. Die beiden Künstlerinnen und Kunstvermittlerinnen schöpfen aus
ihren jeweiligen Erfahrungen und Hintergründen, Yvonne aus dem Modedesign und
Anna aus der Malerei.
Untersucht wird das Zusammenspiel von Malerei und Kleid in einer dritten Disziplin, der
Performance. In einem Wechselspiel ist der Stoff anwesend als Kleid und wird
gleichzeitig zur Leinwand. Der Körper, die Bewegung und der Kragen als Code, lassen
die Leinwand als Kleid erkennen. Mit Pinsel und Farbe wird der Stoff bemalt und durch
diesen Eingriff zum Malgrund. Die Malerin reagiert auf das Vorhandene und dessen
Trägerin. So wechseln sich die Akteurinnen ab und eine gegenseitige Abhängigkeit von
Mode und Malerei entsteht.
Es ist eine Bildfläche die in Bewegung ist. Das Bild fliesst stetig ineinander und
übereinander - der Betrachter sieht mal mehr Kleid, dann wieder Leinwand. Nicht Anna
hat die Entscheidung welchen Teil der Leinwand sie bemalt, sondern dessen Trägerin
Yvonne, da sie das Kleid, welches in der Performance zur Leinwand wird, nach ihrem
Empfinden umhängt und so eine andere Fläche für die Malerei zur Verfügung
stellt. Anna greift als Malerin in das Kleid ein, indem Sie dieses als Leinwand nutzt.
Yvonne greift wiederum in das Bild ein, indem sie es als Kleid nutzt, es umhängt und
neu formt. Das gegenseitige Eingreifen benötigt Vertrauen und wird zu einem Frage-
Antwort Spiel der beiden Künstlerinnen. Die Leinwand, ein Stoff, ist das verbindende
Element dieser beiden Disziplinen und wird in der Malerei sowie in der Mode zur
Gestaltungsfläche. Die Anwendung ist jedoch unterschiedlich. In der konventionellen
Malerei wird der Stoff auf einen Keilrahmen gespannt und verliert so die Bewegung,
seine weichen Eigenschaften und die Anpassungsfähigkeit. In der Mode steht der Stoff
immer dem Körper gegenüber, er wird zur Hülle, zur zweiten Haut, zu einer Erweiterung
des Körpers. Er kann den Körper deformieren, unterstützen, betonen oder verstecken.
In der Mode wird der Stoff zur Gestaltungsfläche, die zwischen Träger und Betrachter
vermittelt.
In Schrift und Bild versuchen Anna und Yvonne in dem gemeinsamen Projekt ihre
Eindrücke und Vorstellungen einander mitzuteilen. Dazu kommunizieren sie sowohl
über Briefe als auch über das gemeinsam gesammelte Bildmaterial. Dabei wird ein
neuer Spannungsbogen zwischen beiden Disziplinen geschaffen.
Die gemeinsame Arbeit fordert es, sich auf die gegenüberliegende Position einzulassen
und sich seiner Eigenen sehr bewusst zu sein. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem
Wir, dem Du, dem Ich und dem gemeinsamen Akt.

2017
Pamela Gardi
Minor Forschung

2017
Kathrin Zurschmitten
Minor Kunstvermittlung
Mentorin: Maren Polte
Semesterkurs für Studierende und Mitarbeitende der Hochschule der Künste Bern
eine Zusammenarbeit von Marcel Beer und Kathrin Zurschmitten
Im Zentrum des Kurses stand der Dialog im engeren Sinne als Kommunikationsform ebenso wie im weiteren Sinne als dialogische Haltung und Arbeitsweise.
Der Kurs war eine Versuchsanordnung, bei der uns die Frage beschäftigte, wie wir in einer Gruppe gleichberechtigt, partizipierend zusammen sein und gemeinsam Neues entwickeln können und wie uns der Dialog dabei unterstützt.
Ausgangspunkt / Kursbeschreibung
Mit sieben Studierenden aus unterschiedlichen Fachbereichen sowie zwei Sekretariatsmitarbeitenden trafen wir uns zwölf Mal für jeweils zwei Stunden. Die ersten sieben Treffen wechselten wir ab zwischen Dialoggespräch und individuellem freien Malen ohne Vorgaben. Ab dem siebten Treffen schliesslich verbanden wir die beiden Tätigkeiten und malten in kleinen Gruppen sowie mit der gesamten Gruppe an einem Bild. Dabei spielte die künstlerische Qualität eine untergeordnete Rolle. Das Malen mit Gouachefarben stellte eine unkomplizierte Möglichkeit für kollaboratives Arbeiten im kleinen Rahmen mit einfachen Mitteln dar. Es war ein Versuch, die Ideen des Dialogs in eine kreative Gruppentätigkeit zu übertragen, um die dialogischen Fähigkeiten in der experimentellen Zusammenarbeit zu erproben. Im Fokus standen das Üben von Präsenz und achtsames Wahrnehmen der eigenen Prozesse, der Prozesse der Anderen sowie der Gruppenprozesse. Am Ende unserer Treffen führten wir eine Reflexionsrunde durch, in der alle ihre Erfahrungen und Beobachtungen mitteilen konnten.
Wir verstanden den Dialog nicht im alltäglichen Sinn, sondern in Anlehnung an die Ideen des amerikanischen Quantenphysikers David Bohm, der unter Dialog den « freien Sinnfluss, der unter uns, durch uns hindurch und zwischen uns fliesst ». Im Gegensatz zu Diskussionen, Debatten oder Disputten, wo Meinungen gegenüber gestellt werden, hinterfragt der Dialog Wertvorstellungen, Annahmen und Denkmuster, um das alle Gruppenmitglieder Verbindende zu finden.

2017
Anja Dietrich und Janick Sommer
Minor Medienbasierte Vermittlung
Mentorat:
Moritz Keller (HyperWerk / Virtual Valley), Alexa Kusber (MuDA), Carol Baumgartner (Photoforum Pasquart)
Jedes künstlerische und vermittlerische Medium muss erlernt, die Nutzungsmöglichkeiten dadurch erkannt und angeeignet werden. So ist das Ziel der künstlerisch-vermittlerischen Minor-Arbeit Erweiterte Bildwelten, einen persönlichen und kreativen Zugang zu den uns vorher noch unbekannten Techniken und Methoden innerhalb der Virtual Reality (VR) zu schaffen. Im Rahmen der Arbeit wurden unterschiedliche VR-Kreativitäts-Tools (Tilt Brush, Medium, Unreal Engine 4) erforscht und genutzt. Daraus resultiert eine virtuelle Ausstellung, welche mit vier real existierenden Malereien von Janick Sommer in einer klassischen Ausstellungssituation, dem Withe Cube, startet. Hinter jeder Malerei befindet sich ein, in Unreal gestalteter und mit Tilt Brush oder Medium ergänzter, virtuell begehbarer Raum, der auf das Werk reagiert und es weiterführt. Die eigenen Interpretationen der Malereien werden dem/der BetrachterIn genommen, indem Janick und Anja sie in der erweiterten Bilddimension selber erschaffen; die Malereien werden virtuell erweitert. Jeder der vier Räume spricht dazu jeweils ein, die Kunstvermittlung betreffendes Themenfeld an und wirft Fragen dazu auf.
Wie sind diese neuartigen Tools zukünftig für die zeitgenössische Kunst und Kunstvermittlung einsetzbar? Was sind deren Bedeutung und Position in der jüngsten Kunstgeschichte und was sind die Auswirkungen für künstlerische Entwicklungen? Gibt es neue kuratorische Strategien? So nehmen wir im Rahmen unserer Arbeit einerseits die Rolle des/der KünstlerIn, sowie des/der KunstvermittlerIn, als auch der Forschenden ein.
Durch die intensive Beschäftigung mit VR und einer erkenntnisbasierten Arbeitsstrategie haben wir uns Gedanken zur Verwendung von VR in Lehrinstitutionen und Museen, Ausstellungräumen und Kulturinstitutionen gemacht. Diese Erkenntnisse wurden in einem Leitfaden festgehalten. Die konzipierte, virtuelle Ausstellung ist ein Vorschlag, wie ein rein virtuelles Ausstellungskonzept aussehen könnte und wo und wie diese potenziell unendlich grosse Ausstellungsfläche in Kunst, Kunstvermittlung und Kunstpädagogik eingesetzt werden könnte. Die Ausstellung, sowie die einzelnen Elemente und Räume behalten stets ihren Experimentcharakter.

2017
Minor Forschung
Mentorinnen:
Cécile Hummel und Annika Hossain
Ein Dorf aus den multiperspektivischen Ansichten seiner Bewohner
Das künstlerische
Forschungsprojekt macht das Dorf Kleinlützel zum Gegenstand der Recherche. Mich
fasziniert fast Vergessenes: übersehene Orte, ein verschwundener Flurname, das
zugeschüttete «Dych», vergangenes Gewerbe und Netzwerke. Wie hat sich der
Dorfkern in den letzten 80 Jahren verändert? Und wie kann diese Entwicklung
anhand von alltäglichen Lebensgeschichten beschrieben werden?
Das Forschungsprojekt ist ein Versuch, die Vergangenheit des Dorfes durch
subjektive Wahrnehmungen aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen und zu
rekonstruieren.

2017
Minor Forschung
Mentorat:
Annika Hossain, Stephan Hartmann, Christopher Ritter
Zum Problem der Rot-Grün-Sehschwäche bei der Betrachtung von Malerei
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde nach einer Möglichkeit gesucht, Personen mit einer Rot-Grün-Sehschwäche beim Unterscheiden von einzelnen Farben in der Betrachtung von Malerei zu unterstützen. Dabei wurde von der Annahme ausgegangen, dass Betroffene durch gezieltes Einsetzen des Nachbildeffekts Problemfarben satter und differenzierter wahrnehmen können. Probandinnen und Probanden wurden dazu aufgefordert, eine Online-Testung durchzuführen. Dabei wurden ihnen nacheinander 10 Malereien gezeigt. Durch das Betrachten einer Farbfläche über 1:30 Minuten wurde ein Nachbild generiert, woraufhin die Probandinnen und Probanden wieder die Malerei betrachten sollten. Das Nachbild legte sich wie eine Art natürlicher Farbfilter über die Malerei, wodurch bestimmte Farbtöne intensiviert werden und die Farbwahrnehmung differenter werden sollten. Im Rahmen der Forschungsarbeit sollte ausserdem abgeklärt werden, ob das Interesse der Betroffenen an Malerei geringer ist als jenes von Normalsichtigen und ob Bedarf an einer entsprechenden Vermittlung vorhanden ist. Mithilfe eines Online-Fragebogens wurden sowohl Personen mit Rot-Grün-Sehschwäche, als auch Normalsichtige über ihr Interesse an Malerei und Museen befragt, wodurch ein Vergleich zwischen den beiden Gruppen gezogen werden konnte. Um das Verhältnis der Betroffenen zur Malerei und ihren Bezug zu Museen individueller zu ergründen, wurden zudem Gespräche mit rot-grün-seh-schwachen Personen geführt, transkribiert und auf ebendiese Punkte hin untersucht. Bisherige Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Verbesserung der Farbwahrnehmung durch den Nachbildeffekt erreicht werden kann. Daher wurden bereits Farbbrillen angefertigt, um eine Anwendung des Effekts weiter zu optimieren und zu erforschen. Auch wenn viele der Betroffenen sich selbst nicht als kunstinteressiert beschrieben haben, wären die meisten einem Vermittlungsprogramm zugeneigt. In Anbetracht dessen, dass 8–9% aller Männer und 0.5–0-8% aller Frauen von einer Rot-Grün-Schwäche betroffen sind, wäre es spannend und sinnvoll, sich auch im Museum mit der Thematik zu befassen.