2016

2016
Eva Allemann
Mentorat: Brigitte Lustenberger und Annika Hossain
„Von dem Stimulus, den man sieht, rekonstruiert jeder sein eigenes Bild. Also etwa das Foto von einem Kind, das über den Sand läuft. Wir haben wohl alle ein solches Foto. Jeder verbindet einen anderen Strand damit. Man sieht nicht, man erkennt wieder.“
Diese Aussage von Christian Boltanski und 700 Fotografien aus der Sammlung meines Grossvaters bilden den Ausgangspunkt meiner Arbeit. Um zu überprüfen, wie ähnlich die Bildmotive unserer persönlichen Fotoarchive sind, habe ich gute Freunde und Bekannte angeschrieben, mir einen Einblick zu gewähren. 28 Personen verschickte ich per Mail Fotos aus der Sammlung meines Grossvaters und erhielt im Gegenzug Fotos aus ihrer Sammlung. Die Auswahl sollte assoziativ getroffen werden. „An welches Foto aus Deiner Sammlung denkst Du, wenn du meines siehst?“ Zusätzlich erhielt ich schriftliche Angaben zum Kontext der Fotografie, zahlreiche persönliche Geschichten und Anekdoten.
Die zurückerhaltenen Fotos zeigen Porträts, Familienfeste, Ferienaufnahmen, kirchliche Anlässe und Tischgesellschaften. In der Installation werden die Bilder isoliert von ihrem Kontext gezeigt. Mit vier Beamern werden sie auf zwei Wänden projiziert. Die zufällige Wiedergabe lässt Kombinationen und Narrative entstehen. Innerhalb dieser kollektiven Bildkultur konfrontiere ich den Betrachter mit seiner eigenen Bildwelt. Er überspielt die Motive der Fotografien intuitiv mit seinen eigenen Erinnerungen. Dadurch wird die Installation für jede und jeden individuell erfahrbar.
Aus den retournierten Texten wurden die persönlichsten Stellen herausgefiltert und spielerisch zu neuen Kombinationen zusammengesetzt und zu sieben Textheften gebunden.
Kontakt: E-Mail

2016
Pia Zühlke
Mentorat: Josef Loretan
Eine künstlerische Auseinandersetzung
„Krankheit ist die Nachtseite des Lebens, eine eher lästige Staatsbürgerschaft. Jeder, der geboren wird, besitzt zwei Staatsbürgerschaften, eine im Reich der Gesunden und eine im Reich der Kranken. Und wenn wir alle es auch vorziehen, nur den guten Ruf zu benutzen, ist früher oder später doch jeder von uns gezwungen, wenigstens für eine Weile, sich als Bürger jenes anderen Ortes auszuweisen.“ Susan Sontag, Krankheit als Metapher
Dieses Zitat bezieht sich zwar nicht spezifisch auf die Krankheit „Krebs“, formuliert jedoch schön die Haltung der Gesellschaft gegenüber dem Thema. Zwar schon lange nicht mehr ein Tabu in der Medizin und der Forschung, jedoch immer noch stark ignoriert,durch Angst daran zu erkranken, in der Bevölkerung.
Mein Arbeit entspringt dieser verzerrten Wahrnehmung gegenüber dieser Krankheit, welche in der Zwischenzeit bis zu 50% aller Fälle geheilt werden kann. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die meisten Menschen schon nicht wissen, was Krebs genau ist.
These
Durch meine Eltern, welche beide studierte Pharmazeuten sind, wurde ich schon früh von den Begriffen „Sensibilisierung“, „Prävention“ und „Vorsorge“ besonders geprägt. Die Wahrnehmungsforschung definiert die „Sensibilisierung“ als eine Steigerung der Reaktionsbereitschaft auf (sinnliche) Reize. Es handelt sich hierbei also um einen psychischen Prozess, wobei beim Menschen Signalreize wiederholt dargeboten werden, und die Reaktion, sei sie negativ oder positiv, verstärkt wird.
In der Pharmaindustrie ist das Ziel der „Sensibilisierung“ meist eine Vorsorgereaktion der Bevölkerung, um präventive Massnahmen durchführen zu können (siehe Abb.;. Leider lassen sich jedoch sehr wenige Menschen im Rahmen der Sensibilisierungskampagnen für Krebs behandeln.
Meine These geht davon aus, dass im Rahmen des Krankheitbildes Krebs nicht genügend positive Reize vorhanden sind. Visuelles Material unterstützt bekanntlich die Verständlichkeit eines komplexen Inhaltes. Lösen diese Visualisierungen noch zusätzlich positive Reize aus, wären Betrachter/-innen vielleicht eher bereit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen

2016
Agathe Mauron
Mentorat: Patricia Schneider
Kontakt: E-Mail-Adresse
Héliotropisme besteht aus Lichtexperimenten im Innern eines Aluminiumquaders. Minimale Kamerabewegungen und extreme Nahaufnahmen lösen überraschende Licht-, Schatten-und Farbreflektionen aus. Bewegt sich der Betrachter vor den auf Aluminiumplatten gedruckten Fotografien, so entsteht eine filmische Sequenz von abstrakt-geometrischen Lichtwandlungen. Die visuelle Wahrnehmung wird fliessend erweitert, der Raum öffnet sich.
«Ohne Titel I-III», 2016, Digitalfotografie, UV-Inkjet auf Aluminium,
29,7 x 42,0 cm

2016
Selin Bourquin
Mentorat: Karoline Schreiber und Ursula Jakob
Zeichnung auf Fotografie
Ausgangslage dieser Arbeit ist ein Fotoalbum aus dem 19. Jahrhundert, das eine Sammlung von sogenannten Fotovisitkarten, eine Daguerreotypie und eine kleinformatige Fotografie enthält. Das Alter hat sichtbare Spuren auf den Fotografien hinterlassen; mich interessieren gerade diese „Fehler“: Flecken, Kratzer und Verfärbungen aller Art, die sich wie ein Art Vorhang zwischen das „Abbild“ von damals und den Blick von heute legen.
Jede dieser Fotografien habe ich zeichnerisch überarbeitet. Die Fotokarten wie auch meine Zeichnungen zeigen mehrheitlich Einzelporträts. Die Fotografien im Album dienen mir also als Zeichnungsunterlage und als Inspiration gleichermassen. Die gezeichneten Figuren sind Menschen aus meinem persönlichen und beruflichen Umfeld. So unterschiedlich die Materialität der Fotokarten beschaffen ist, so vielseitig habe ich auch auf die bestehenden Bilder reagiert. Mal sind es die Zeichnungen, welche die Fotografie in den Hintergrund rücken lassen, mal verschränken sich Zeichnung und Fotografie. Einige Zeichnungen sind in die Fotografien geprägt worden, diese sind erst erkennbar, wenn das Licht im richtigen Winkel darauf fällt und durch Reflektion die Prägung sichtbar macht.
Die gewählte Präsentationsform ist eine Hängung im Raum, welche das Bild als Einzelnes sowie auch die Sammlung als Ganzes sichtbar machen soll, wobei die Hängung der Bild-Reihenfolge des Albums entspricht. Die Aufhängung an Fäden, die es den Objekten erlaubt, sich um die eigene Achse zu drehen, lässt die Sammlung zu einer beweglichen Installation werden.
Kontakt: E-Mail

2016
Yvonne Siegenthaler
Mentorat: Ursula Jakob und Theres Roth-Hunkeler
Im Rahmen meines Majorprojekts beschäftige ich mich mit dem Zusammenhang zwischen Bild und Text am Beispiel von Zeitungsbildern mit deren Bildlegenden. Es geht mir dabei um die Kombination von Bild und Text als Symbiose, darum, was entsteht, wenn Bild und Text aufeinandertreffen. Automatisch überfliegt man bei einem Pressebild auch die dazugehörige Bildlegende und oft entscheidet gerade dieser kurze Moment ob man den dazugehörigen Artikel liest oder nicht. Die Fotos sind auf einen Blick erfassbar, während man sich für den Fliesstext die Zeit nehmen muss um ihn zu lesen. Die Bildlegende steht dazwischen: Sie ist schnell überflogen und vermittelt uns Informationen die womöglich nicht einfach so auf dem Bild erkennbar sind. Die Bildlegende kann unseren visuellen Eindruck widerlegen, unterstreichen oder einfach nur bestätigen, sie kann das Foto kontextualisieren und schafft so etwas ganz Anderes als wenn wir ein Foto alleine betrachten oder die Legende alleine lesen würden. Diese Symbiose und ihre Wirkung will ich kritisch und ironisch hinterfragen und beleuchten. Mit meinen neu gesetzten Bild-Textkombinationen suche ich nach einer Kompatibilität zwischen Text und Bild die erst durch den Betrachter (und dessen Reaktion) eine Wirklichkeit erhält. Es sind aber auch die Bilder ohne Bildlegenden oder die Bildlegenden ohne die Bilder, die die Wirkung dieser Symbiose verdeutlichen: Isoliert können sowohl Bild als auch Bildlegende komplett die Bedeutung verändern oder sogar lächerlich wirken, manchmal scheint es fast als könnten sie nicht ohne einander.
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2016
Pamela Gardi
Mentorat: Urs Gehbauer und Alena Nawrotzki
Und wie siehst du? Die Frage, wie blinde Menschen visuelle Kunst wahrnehmen können, motivierte mich dazu, unterschiedliche Zugänge über andere Sinne als das Sehen zu entwickeln. In der Zusammenarbeit mit dem Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich setzte ich mir zum Ziel, das abstraktes Bild Akt und Adler von Georg Baselitz für Blinde Menschen erfahrbar zu machen. Über Interviews mit blinden und sehenden Personen war es möglich, einen Überblick über die Ansprüche an eine Vermittlung einer abstrakten Malerei zu gewinnen. Gemeinsam mit meinen Interviewpartnern entwickelte ich kleine Vermittlungsformate, welche zum Ziel haben, sowohl blinde, als auch sehende Personen für ihre eigene Wahrnehmung zu sensibilisieren. Diese wurden dann über sich wiederholende Interviews getestet und reflektiert.
Teil 1
Museumsbesucher beschreiben mündlich und direkt vor der Malerei Akt und Adler im Migros Museum in Zürich ihre Wahrnehmung dieses Bildes. Über ein Audioaufnahmegerät werden diese Beschreibungen aufgezeichnet, es entsteht eine Bibliothek von unterschiedlichsten Bildbeschreibungen und unterschiedlichen Wahrnehmungen. Ziel der verschiedenen Bildbeschreibungen ist es, dass eine blinde Person über die unterschiedlich ausführlichen Beschreibungen eine detailliertere Vorstellung von der Malerei bekommt.
Die Bildbeschreibungen werden von blinden Personen angehört und beurteilt. Über einen Fragebogen soll die Qualität der Bildbeschreibungen und die Idee dieses Vermittlungsformats geprüft werden.
Teil 2
Sehenden Menschen, welche die Malerei Akt und Adler nicht kennen, wird die Bibliothek der Audio-Bildbeschreibungen zur Verfügung gestellt. Ihre Aufgabe ist es, das über die Tonaufnahmen gewonnene „innere Bild“ in eine Malerei zu übersetzen.
In Interviews werden die Tonaufnahmen und die Malerei reflektiert. Die Personen haben die Möglichkeit, die Bildbeschreibungen mit der Malerei von Baselitz zu vergleichen und somit mögliche Probleme der Bildbeschreibung ausfindig zu machen.
Teil 3
Eine Materialauswahl wird in kleinen Stoffsäcken als Tasterlebnis erfahrbar gemacht. Über Fragen zur Wahrnehmung dieser Materialien, wird die tastende Person gezwungen, sich auf ihre Wahrnehmung zu konzentrieren. Den Materialien sollen Farben, Assoziationen und Adjekive zugeordnet werden. Diese Zuordnung eröffnet eine Diskussion zum Thema Haptik und zur persönlichen Wahrnehmung.
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2016
Rebecca Noser
Mentorat: Andrea Wolfensberger
Aluminiumrohre, Holz, Wind
Ziel dieser Arbeit ist es, den Wind sinnlich erfahrbar machen beziehungsweise die Erfahrung von Wind für einen anderen Sinn zu transformieren. Der Wind soll als klare Klänge für den Hörsinn wahrnehmbar werden. Dazu wurden in einem forschenden Prozess vier flötenähnliche Rohre entwickelt, die Klänge erzeugen, wenn der Wind hinein weht.
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