2014

2014
Talitha Violetta Gloor
Theorie Tutor: Thomas Strässle
Praxis Mentor: Guy Jost
Fotografie, Timelapse
Das Matterhorn, der unterirdische See St. Léonard, die Maison Cailler, die Staumauer Grande Dixence und der Glacier Express: Sie alle gehören zu den beliebtesten Tourismusattraktionen der Schweiz. Doch kaum ein Schweizer, den ich kenne, hat all diese Orte besichtigt.
Entgegen dem bei uns verbreiteten Trend, weit abseits von touristischen Pfaden und künstlichen Klischees zu reisen, wagte ich es, mich auf exakt diese einzulassen.
Ich habe untersucht, was Touristen hier eigentlich machen, woher sie kommen, was (und von wem) für sie inszeniert wird und wie sich ihr Einfluss auf das Umfeld auswirkt.
Entstanden ist dabei, nebst den Dokumentarfotografien, ein Zeitrafferfilm, der einen mitnimmt auf die Reise zu bizarren Schauplätzen und unvergleichlichen Landschaften.

2014
Yasmin Mattich
Praxis Mentorin: Patricia Schneider
Theorie Mentor: Eva Ehninger
Die Suche nach dem «echten» Gesicht
Fotografien sind wie Bühnen. Sie bestehen aus Hauptdarstellern, Statisten, Requisiten und einer Kulisse, in der sich eine Szenerie abspielt.
Ausgehend von einer Sammlung einzelner Fotografien aus dem Familienalbum wird das Scheinwerferlicht nicht auf den Hauptakteur, sondern auf den Statisten im Hintergrund gelenkt.
Mittels der Technik des Siebdrucks wird das Bild dekonstruiert und neu inszeniert. Durch das Verändern des ursprünglichen Ausschnitts und der bewussten Komposition von Farbe und Fläche wird der Fokus verlagert und ein Wechsel der Rollen erfolgt: Der Hauptdarsteller wird zum Statist und der Statist zum Hauptdarsteller.
Serie à 4 Werke.
Siebdruck auf Papier
Bild 1 (Hochzeit): 75.3 x 45 cm
Bild 2 (Silvester):34.6 x 54.8 cm
Bild 3 (Geburtstag): 51 x 49.3 cm
Bild 4 (Schaukelpferd) 65.5 x 22.9 cm
Kommentar: Die Bilder haben in dem Sinn eigentlich keine Namen. Die Titel (Hochzeit, Silvester, etc.) dienen nur als Orientierung.
Website und Kontakt

2014
Hannah Raschle
Theorie Tutorin: Maren Polte
Praxis Mentorin: Romy Rüegger
15', Performance
Keeler ist ein Ort in den USA. Es liegt am Ende des Death Valley, am Rande des trockengelegten Owens Lake. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war Keeler ein beliebter Ort für Silbergräber. Eine kleine Eisenbahn führte in die Berge, hoch zu den Minen. 1920 wurde in der Ebene ein Aquädukt errichtet, um das Wasser des Sees nach Los Angeles abzupumpen. Es bildeten sich giftige Alkali-Staubstürme und die meisten Bewohner zogen fort.
Während eines Road Trips durch Kalifornien kam ich mit zwei Freunden in Keeler vorbei. Das Benzin war uns ausgegangen und so stoppten wir an einer alten Tankstelle, die nicht mehr in Betrieb schien. Ein Mann mit einem Cowboyhut winkte uns zu, bot uns Hilfe an und offerierte uns ein Bad in seinem Gartenpool. Nach einer Weile trat seine Schwiegermutter Susan aus dem Haus. Sie war in einen blauen Badeanzug gekleidet und hatte die Hände voller Bierdosen. Sie setzte sich zu uns ins Wasser und begann zu erzählen. Der Nachmittag nahm seinen Lauf und wir lernten immer neue Familienmitglieder kennen. Sie und ihre Umgebung begannen mehr und mehr inszeniert zu wirken. Als hätten hier ein paar Schauspieler bloss auf ihr Publikum gewartet.
Mit der Live-Aufführung dieser Nacherzählung werden Zusammenhänge zwischen Identität, Fakt und Fiktion untersucht. Die Dekonstruktion versucht gewisse Erwartungshaltungen offenzulegen, erwartet vom Publikum zugleich volle Aufmerksamkeit und befriedigt doch nicht dessen Bilderlust.
Die multimediale Performance fand an zwei Tagen im Juli 2014 im Fotostudio an der Fellerstrasse 11 statt.

2014
Anna-Lena Schroers
Praxis Mentorat: Jacqueline Baum und Theres Roth-Hunkeler
Theorie Mentorat: Maren Polte
Als Ausgangslage für die Installation Kodacolor Gold 200 dienten zwanzig Fotoalben. Die gesammelten und sortierten Fotografien repräsentieren gutbehütete Kindheiten aus den 1990er Jahren. Sie zeigen eine bestimmte Gesellschaftsschicht, deren Wohlstand und deren technischen Standard.
Ausgewählte Fotografien werden an eine Wand projiziert: Kinder im Planschbecken, Kinder vor dem Weihnachtsbaum, Kinder auf dem Dreirad, Kinder auf Skis, Kinder beim Wandern – die Motive der Fotografien wiederholen sich, bloss die Protagonisten ändern. Parallel zu den projizierten Bildern sind über Kopfhörer Bildbeschreibungen zu hören. Die Texte sind nüchtern und kurz, sie scheinen das jeweils gezeigte Bild zu beschreiben. Während ähnliche Bilder nacheinander aufleuchten, wiederholen sich mit fast identischem Wortlaut die Sätze. Bei genauem und längerem Zuhören wird klar, dass Ton- und Bildebene nicht immer kongruent sind. Einzelne Bilder bleiben unkommentiert, bei anderen scheint die Beschreibung nicht ganz zu passen. Kleine, feine Unterschiede und Ungereimtheiten lassen die Frage nach der Austauschbarkeit und Individualität der projizierten Fotografien und somit auch der gezeigten Kindheiten aufkommen.
Gesellschaftliche Strukturen und kollektive Vorstellungen von Kindheit werden in den Fotografien wahrnehmbar und durch die Texte hinterfragt. Kodacolor Gold 200 spielt zugleich mit den Erwartungshaltungen an das Medium Fotografie wie auch mit den Erwartungshaltungen einer bestimmten Gesellschaftsschicht an das familiäre Leben.
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2014
Lisa Christ
Theorie Mentorin: Eva Ehninger
Praxis Mentorin: Riikka Tauriainen
Bereits als Kind versuchte ich mir vorzustellen, wie es wäre, mit den Augen einer anderen Person auf die Welt, vor
allem aber auf mich selbst zu sehen. Die Unvereinbarkeit des Fremdbildes mit dem eigenen sind zentraler Ausgangspunkt dieser Arbeit.
Die durch Aufforderung entstandenen Personenbeschreibungen werden in einer Performance präsentiert. Durch die Stimmverfälschung und die Form der Texte wird eine künstliche Distanz zwischen der Rolle des Beobachters und jener der beschriebenen Person geschaffen, die sich hier vereinen.
So wird die Selbstbeobachtung aufgebrochen und öffnet sich dem Publikum.
Nebst der Performance, die auf Video zu sehen ist, liegen Postkarten auf, die verschiedene Fotografien mit Aussagen aus den Texten verbinden.
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2014
Ursina Leutenegger
Eine Publikation auf Zeitungspapier, 43x56 cm
Mentorat: Anna Albisetti und Andi Schoon
Ich kreiere einen Ort, wo sich Netzwerke überschneiden können. MateOnPaper soll einen Einblick in die zeitgenössische Zeichnung geben und soll gleichzeitig die Möglichkeit zur Publikation für noch unbekannte KünstlerInnen schaffen. In der Zeitung lass ich Zeichnungen nebeneinander auftauchen, die sich sonst nie begegnen würden. Ich will einen Rahmen schaffen, wo geteilt wird, was sonst nur innerhalb des einen Hochschulkontexts gesehen wird und so einen Raum fürs Zusammenspiel öffnen. So entsteht eine Plattform, die ich pflegen und vergrössern will. Sie wird wachsen und sich verändern. Die Idee ist, für zukünftige Ausgaben weitere Akademien und Kunsthochschulen anzufragen und die Zeichnungen zusammen zu führen. Es wird eine internationale Vernetzung angestrebt. Es beginnt mit Bern und Wien, mit 14 Studienrenden.
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2014
Flurina Affentranger
Praxis Mentorin: Ursula Jakob
Theorie Mentor: Andi Schoon
Gipsskulptur
siebenteilig, je 25 x 25 x 25 cm
Aquatinta, überlagert auf Büttenpapier
siebenteilig, je 48 x 48 cm
«Ich folge dem Verlangen, einen Körper als definierten Raum wahrzunehmen. Form, die sich in Bewegung befindet und nie ganz zu fassen ist. Im Spannungsfeld zwischen Intuition und wachsender Systematik begebe ich mich in einen Prozess des Suchens nach dem nicht Festgesetzten.»
Die Gipskörper sind Möglichkeiten einer Form. Ausgehend von einem gemeinsamen geometrischen Grundkörper erschliesst sich der Weg zur Form im Machen. Dabei leiten Spannungsaufbau, ausbalancierte Relationen der einzelnen Bewegungen innerhalb der Form und die Wahrnehmung des Körpers als geschlossenes Ganzes die Formfindung.
Die druckgrafische Arbeit hält die Überlagerung von Schattenwürfen eines einzelnen, bewegten Gipskörpers fest.
Geleitet von Erkenntnisinteresse ist der Prozess Weg zu dieser Setzung und bedeutender Teil der Arbeit zugleich. Der Dokumentation und Reflexion dieses Prozesses liegt das Bedürfnis zugrunde, sich der eigenen Arbeitsweise bewusst zu werden - eine Annäherung im Wechselspiel zwischen Intellekt und sinnlicher Erfahrung.
Dokumentation als PDF
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2014
Lea-Nina Fischer
Praxis Mentor: Urs Gehbauer
Theorie Mentor: Andi Schoon
Mit 400 versetzbaren Objekten, welche auf dem Boden stehen, werden während einer Zeitspanne von 4 Wochen Anordnungen in der Werkstrasse an der Hochschule der Künste Bern inszeniert.
Was bedeutet eine Rhythmusverschiebung im Alltag?
Die Konfrontation mit 400 Objekten im Raum schafft eine neue, ungewohnte Situation. Das Wechselspiel von Aktion und Reaktion wird durch die Neuorganisation in der Werkstrasse provoziert.
Die damit erzielte Wirkung verändert die Orientierung am Ort, die Wahrnehmung der eigenen Zeit und Bewegung.
Erwartungen an den Raum werden hinterfragt und herausgefordert.
Phase 1
Phase 2
Standort
Ist das Kunst oder kann das hier weg?
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2014
Lucie Kunz
Theorie Tutor: Maren Polte
Praxis Mentorin: Daniela Keiser
to picture something: abbilden, darstellen, beschreiben, sich vorstellen, ausmalen
Die Arbeit to picture something untersucht Bilder, die gegen den alltäglichen Bilderstrom ankommen wollen. Entschleunigte Bilder, die den Betrachter in seinen Sehgewohnheiten stören, den Rhythmus seiner Wahrnehmung unterbrechen. Es sind schweigsame, entleerte Bilder, die weder informativ, noch wahrheitsgetreu sind und auch keine spannende Geschichte zu erzählen haben. Obwohl die abgebildeten Orte so vorgefunden wurden, ist ihre Referenz im Bild nicht mehr wichtig. Die Fotografien und das Video haben in keiner Art und Weise einen dokumentarischen Anspruch. Sie machen ihre Flachheit und ihr fehlendes ‚Dahinter’ zum Thema und legen ihre Bildhaftigkeit offen. Es sind Kompositionen von Strukturen, die Formen und Flächen bilden. Es stellt sich die Frage, was wir überhaupt von Bildern verlangen.
Für die Installation werden die Fotografien auf einen Paravent rückprojiziert. Auf der lichtdurchlässigen Acrylglasscheibe überlagern sich die sich spiegelnde Umgebung, die Projektion und der Betrachter. Eine fast unsichtbare Transformation der Wahrnehmung findet statt.
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2014
Janine Strasser
Praxis Mentorin: Daniela Zimmermann
Theorie Mentorin: Dr. Maren Polte
In der Arbeit «unFASSBAR» wurde Nylonfaden zu Nervenzellen und Nervenbahnen verstrickt und räumlich vernetzt. Wissenschaftliche Denkmodelle, von Forschern häufig zweidimensional dargestellt, werden aus der Abstraktion in die Konkretion transferiert und dadurch fassbar gemacht.
Die räumliche Auseinandersetzung ist aus der theoretisch-reflexiven Annäherung an wissenschaftliche Visualisierungen und früheren Arbeiten im Zusammenhang mit Körperphänomenen entstanden.
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Website

2014
Nicolas Wirth
Mentorat Praxis: Urs Aeschbach
Mentorat Theorie: Dr. Eva Ehninger
400 x 80 cm grosse flache Vitrine mit Strandgut
100 x 140 cm grosser Plot mit gehängten Malereien
45 Sekunden dauernder Brief
Indem er «die Frau der Frauen mit der Insel der Inseln zusammenbringt», steigert der Regisseur Jean-Luc Godard 1963 das Interesse an der Tourismus-Metropole Capri ins schier Unermessliche. Mit Brigitte Bardot dreht er auf Capri den Film Le mépris. Fasziniert von den Filmbildern, reise ich 2014 in Gedanken in die rote Villa Malaparte, auf drei Seiten umgeben vom blauen Golf Neapels, zur gelbblonden Brigitte Bardot – die nie schöner war als in diesem Film.
Malereien und Zeichnungen bilden Ausschnitte des Gesehenen ab. Der Blick auf die BB von 1963 erfolgt mit den Augen aus dem Jahre 2014.
Der Person BB hinter dem perfekten Äusseren nahe zu kommen, fällt schwer. Zwischen uns bleibt Glas. Unter Glas sind Artefakte unserer Begegnung wie Strandgut arrangiert. Und hinter Glas zeige ich einen Brief, präsentiert wie der Trailer zum Film Le mépris.
Eine Antwort, warum das Glas zwischen uns bleibt, gibt die theoretische Arbeit «Weinen um die geraubte Illusion?», die sich mit der Frage nach der Identität in Godards Film auseinandersetzt.
Alle Malereien, digitalen Kompositionen (Strandgut), Filmstils sowie die Theoriearbeit finden sich in einem Dokument, das als PDF angefordert werden kann.
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